Von 1994 bis 2005 hatte TV-Pfarrer Jürgen Fliege seine eigene Show bei der ARD und gehörte damit lange Zeit zum Inventar des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Zumeist ging es in seiner Sendung um Glaubensfragen und vertretbare Lösungsansätze für moralische Konflikte.
Stets war der Moderator mit der gutmütigen Stimme darum bemüht, auf seine Gäste einzugehen und ihnen falls nötig Trost zu spenden. Im Prinzip war Jürgen Fliege damit das genaue Gegenstück zu jenen Moderatoren, die ihren Gästen in den Privatsender-Talkshows peinliche Monologe entlockten und sie in aller Öffentlichkeit bloßstellten.
Doch vom vermeintlich moralisch einwandfreien Jürgen Fliege scheint heute nicht mehr allzu viel übrig geblieben zu sein. Wie anders ist es zu erklären, dass der mittlerweile emeritierte Pfarrer auf seiner Homepage eine sog. Fliege-Gebetsessenz verkauft. Für nicht mal 100 ml verlangt Fliege knapp 40 Euro. Dass dabei sein Konterfei groß auf der Falsche klebt, dürfte es noch ein bisschen einfacher machen, allen Leichtgläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Doch Fliege hat in der Vergangenheit auch nicht davor zurückgeschreckt, seinen Fans größere Scheine aus der Brieftasche zu leiern. So hat er in den letzten Jahren immer wieder für einen 4000 Tausend Euro teuren sog. Esoterik-Raumtrockner Werbung gemacht. Angeblich verfüge das Gerät über die Fähigkeit, Kraftfelder auszusenden, welche die Feuchtigkeit in den Wänden zurück ins Erdreich schicken könnten. Schimmel hätte so also keine Chance. Dass Experten das Gerät als nutzlosen Humbug bezeichnen und Fliege damit die Gesundheit der Käufer aufs Spiel setzt, grenzt schon an mutwillige Körperverletzung.
Schien Fliege zu Zeiten seiner TV-Show noch am Seelenheil seiner Gäste interessiert, ist es heute ganz offensichtlich der allmächtige Euro, dem der Theologe seine Seele verschrieben hat. Der 64-Jährige scheint dabei keine allzu großen Gewissensbisse zu verspüren, die vertrauensseligen Käufer seiner überteuerten Pseudo-Produkte über den Tisch zu ziehen. Und das ist für einen Pfarrer, der es eigentlich besser als die meisten wissen sollte, aller unterste Schublade.